Dieser Bericht kam bereits gestern am Nachmittag auf NDR 2, wie blöde muss man eigentlich sein...?
Virtuelle Internetlady provoziert Geheimnisverrat
Das kurze, aber erfolgreiche Leben der Robin S.
Robin Sage, so hieß die virtuelle Internetschönheit, die von dem US-IT-Experten Thomas Ryan erfunden worden war. Seine Kunstfigur knüpfte über soziale Netzwerke Kontakte zu Militärs, Industriellen und Politikern und entlockte ihnen vertrauliche Informationen. Jetzt stellte Ryan sein Projekt der Öffentlichkeit vor- und bewies so, wie vertrauensselig selbst Geheimnisträger in Facebook, Twitter & Co. agieren.
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington
[Bildunterschrift: Auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter war "Robin Sage" aktiv. ]
Eigentlich hätten die Soldaten, das Pentagon, Amerikas Geheimdienste und die US-Rüstungsfirmen gewarnt sein müssen. Trotzdem umgarnten alle hemmungslos die virtuelle Internetlady namens Robin Sage und fütterten sie mit allerlei vertraulichen Informationen. Denn der Name "Sage" ist eine interne Bezeichnung des US-Militärs, für Spezialeinsatzkräfte, die eine besonders harte
Prüfung bestanden haben. Und als E-Mail-Adresse hatte die fiktive Dame ausgerechnet die Anschrift der berüchtigten US-Söldnerfirma Blackwater angegeben.
Geheimdokumente für die geheimnisvolle Lady
Doch Internet-Erotik macht blind. Und ausgesprochen schön, jung und intelligent war die fiktive 25-jährige Absolventin der Massachusetts Eliteuni MIT und sogenannte Analystin für Cybersicherheit der US-Marine. Ihr Schöpfer Thomas Ryan hatte ihr Facebook- und ihr Twitter-Profil mit Fotos von einer *****-Webseite illustriert. Das Kalkül ging auf: Prompt leitete zum Beispiel ein in Afghanistan stationierter US-Soldat mehrere tausend militärische Geheimdokumente einschließlich genauer Zielkoordinaten an die virtuelle Internet-Lady weiter.
"Wie kann das nur passieren? Wie kann ein einzelner einfacher Soldat überhaupt so viele geheime Dokumente runterladen?", fragt fassungslos der US-Nachrichtensender CNN. "Wir streuen möglichst breit möglichst viele militärische und Geheimdiensterkenntnisse an die Soldaten, damit die für Kämpfe
präpariert sind", entgegnet US-Verteidigungsminister Robert Gates.
Sicherheitskräfte als Sicherheitsrisiko
"Unsere Soldaten sollen die Sicherheitsrisiken kennen"- so heißt die Devise des US-Militärs. Doch im Facebook- und Twitter-Zeitalter werden damit die Soldaten selber zum Sicherheitsrisiko. Und genau das wollte Hacker Thomas Ryan angeblich demonstrieren. Doch nicht nur einfache Soldaten verloren angesichts der attraktiven Internetlady den Verstand. Insgesamt 300 zum Teil hochrangige Mitarbeiter der US-Geheimdienste, des amerikanischen Verteidigungsministeriums und des Zentralkommandos der US-Armee versuchten sich vor der Web-Schönheit zu profilieren, ebenso der Stabschef eines Parlamentariers. Nicht einmal vermeintliche Kollegen der fiktiven Cyberspace-Expertin der US-Marine, die im selben Haus arbeiteten, konnten Kontaktversuchen widerstehen.
So anregend war die fiktive Dame, dass sogar Amerikas führende Rüstungskonzerne Lookheed Martin, Northrop Grumman und Booz Allen Hamilton ihr Job-Offerten machten und sie zum Abendessen einluden.
Tja, wie immer halt: Sex sells. Bissi schöne Optik und bei manchem rutscht das Hirn (sofern vorhanden) in die Hose...
