Familienplanung abgeschlossen: Sterilisation für den Mann?

Wenn die Familienplanung abgeschlossen ist, stellt sich den meisten Paaren die Frage, wie sie fortan verhüten möchten. Sicher soll es sein, aber auch möglichst praktisch und komfortabel. Eine Möglichkeit der Verhütung, die aber tatsächlich nur sinnvoll ist, wenn kein weiterer Kinderwunsch besteht, ist die Vasektomie. In diesem Artikel werden die wichtigsten Fragen rund um die Vasektomie erläutert und mit Mythen aufgeräumt.

Familienplanung abgeschlossen: Sterilisation für den Mann?

Familienplanung abgeschlossen: Sterilisation für den Mann?

Was ist eine Vasektomie?

Bei einer Vasektomie handelt es sich um die Sterilisation des Mannes. Bei diesem einmaligen operativen Eingriff werden die Samenleiter durchtrennt, sodass langfristig keine Samenzellen mehr in das Ejakulat gelangen. Anders als häufig befürchtet, beeinträchtigt eine Vasektomie also nicht die Erektionsfähigkeit, den Orgasmus oder die Ejakulation. Auch auf den Hormonhaushalt gibt es keine Auswirkungen. Der Mann ist nach einer erfolgreichen Vasektomie lediglich nicht mehr zeugungsfähig; Schwangerschaften können sicher verhütet werden. Der Pearl Index, der die Wirksamkeit von Verhütungsmitteln angibt, bewertet eine Vasektomie mit circa 0,1. Das bedeutet, dass statistisch gesehen nur 1 von 1000 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger wird, wenn auf diese Weise verhütet wurde. Zum Vergleich variiert der Pearl Index der Antibabypille je nach verwendeter Pille und Korrektheit der Anwendung zwischen 0,1 und 4,1. Das Kondom hingegen hat einen Pearl Index zwischen 2 und 12. Es wird also deutlich, dass die Vasektomie in puncto Sicherheit von keinem Verhütungsmittel übertroffen werden kann. Allerdings schützt sie nicht vor Geschlechtskrankheiten, was jedoch in einer festen, monogamen Beziehung keine große Rolle spielen dürfte.

Wie wird eine Vasektomie durchgeführt?

Eine Vasektomie wird in der Regel ambulant von einem darauf spezialisierten Urologen durchgeführt. Online können sich Interessierte unkompliziert über Fachärzte, die die Sterilisation beim Mann anbieten, informieren. Während des Eingriffs wird der Patient lokal betäubt oder aber in leichten Dämmerschlaf versetzt. Eine Vollnarkose ist nicht notwendig. Eine Vasektomie gilt als unkompliziert und sicher und dauert etwa eine halbe Stunde. Es gibt verschiedene Methoden, die angewendet werden können. Bei der klassischen Vasektomie wird die Haut über dem Samenleiter geöffnet. Dazu ist nur ein kleiner Schnitt nötig, der maximal einen Zentimeter lang ist. Bei der Non-Scalpel-Vasektomie wird die Haut nicht aufgeschnitten. Stattdessen wird mittels eines Spezialinstrumentes ein Loch hinein gepiekst. Dieses wird dann auseinander gedehnt. Auf beide Weisen wird der Samenleiter freigelegt, um anschließend durchtrennt zu werden. Um zu verhindern, dass dieser wieder zusammenwachsen kann, wird außerdem meist ein Stück des Samenleiters entnommen. Im nächsten Schritt werden die Schnittstellen verödet und gegebenenfalls zusätzlich mit einem Faden unterbunden. Die Enden werden nun in verschiedene Gewebeschichten vernäht, was ein eventuelles Zusammenwachsen ebenfalls verhindern soll. Da der Mann über zwei Samenleiter verfügt, muss diese Prozedur zweimal, nämlich einmal links und einmal rechts, durchgeführt werden. Zum Abschluss wird ein steriler Verband angelegt und der Mann kann die Praxis verlassen. Es ist ratsam, dass er von einer Begleitperson abgeholt wird.

Mögliche Komplikationen

Nach einer Vasektomie kommt es grundsätzlich nur selten zu Komplikationen. In den ersten Tagen können bei einigen Männern jedoch Blutergüsse, Schwellungen des Hodensacks, Wundinfektionen oder Nachblutungen auftreten, die aber gut behandelt werden können und schnell wieder abklingen. Das sogenannte Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom bezeichnet chronische Schmerzen im Bereich der Hoden, die nach einer Vasektomie auftreten können. Es muss noch weiter untersucht werden, denn bisher konnte die Ursache nicht eindeutig geklärt werden. Möglicherweise hängt es mit erhöhtem Druck im Nebenhoden zusammen. Auch bezüglich der Häufigkeit des Auftretens des Post-Vasektomie-Schmerzsyndroms herrscht bisher Unsicherheit. Die Angaben schwanken zwischen 1 und 14 Prozent. Dass eine Vasektomie Prostatakrebs begünstigen kann, gilt mittlerweile als widerlegt. Jeder operative Eingriff birgt ein gewisses Risiko, im Großen und Ganzen gelten Vasektomien aber als ausgesprochen sicher.

Ab wann kann auf zusätzliche Verhütung verzichtet werden?

Wurde eine Vasektomie durchgeführt, kann noch nicht gleich auf weitere Verhütung verzichtet werden. Das liegt daran, dass zwar der Transportweg der Samenzellen unterbrochen wurde und keine neuen Spermien in die Samenflüssigkeit gelangen können, alte, immer noch befruchtungsfähige Spermien aber noch vorhanden sein können. Deshalb sollte ein Spermiogramm zunächst bestätigen, dass im Ejakulat keine Samenzellen mehr vorhanden sind. Ein solches sollte sinnvollerweise etwa nach 12 – 16 Wochen nach dem Eingriff und circa 25 Ejakulationen durchgeführt werden. Auf diese Weise wird zudem überprüft, ob eine Rekanalisation stattgefunden hat. Damit wird das Zusammenwachsen der Samenleiterenden bezeichnet, das bei etwa 0,2 bis 5 Prozent der Männer innerhalb von vier Monaten nach einer Vasektomie auftritt. In einem solchen Fall muss die Vasektomie wiederholt werden. Auch später kann es zu einer Rekanalisation kommen, die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt jedoch nur 0,03 bis 1,2 Prozent. Wer ganz sicher gehen will, kann deshalb immer mal wieder ein Spermiogramm durchführen und überprüfen lassen, dass wirklich keine Samenzellen in die Samenflüssigkeit gelangen können.

Kann eine Vasektomie rückgängig gemacht werden?

Die Antwort auf diese Frage lautet „Jein“. Grundsätzlich ist eine Vasektomie dazu gedacht, den Mann dauerhaft unfruchtbar zu machen. Dennoch kann eine sogenannte Refertilisierung durchgeführt werden, bei der die Enden der Samenleiter wieder miteinander verbunden werden. Ein solcher Eingriff ist sehr aufwendig und kostspielig. Während die Kosten einer Vasektomie in Deutschland meist etwa 500 Euro betragen, kostet eine Refertilisierung mehrere Tausend Euro. Zudem ist der Erfolg ungewiss, die Zeugungsfähigkeit kann oftmals nicht oder nur stark eingeschränkt wiederhergestellt werden. Eine Vasektomie sollte dementsprechend immer wohlüberlegt sein.

Vor- und Nachteile einer Vasektomie im Überblick

Eine Vasektomie ist ein operativer Eingriff, der als risikoarm gilt. Dennoch können Komplikationen auftreten, die in seltenen Fällen sogar zu chronischen Beschwerden führen können. Dessen sollten sich Männer vor der Durchführung einer Vasektomie bewusst sein. Als Verhütungsmethode ist die Vasektomie ausgesprochen sicher und zudem komfortabel. Nach wenigen Monaten nach dem Eingriff werden keine weiteren Verhütungsmittel mehr benötigt, um Schwangerschaften zuverlässig zu verhüten. Das erlaubt mehr Spontanität und nimmt die Sorge vor ungewollten Schwangerschaften. Zudem wird der Geldbeutel entlastet, denn nach der einmaligen Zahlung von etwa 500 Euro fallen keine weiteren Kosten für Verhütungsmittel an. Ein weiterer wichtiger Aspekt für viele Paare besteht darin, dass die Frau auf hormonelle Verhütungsmittel verzichten kann, die zwar ebenfalls als recht sicher gelten, jedoch mit einer Vielzahl an Nebenwirkungen einhergehen können. Allerdings ist eine Vasektomie in der Regel für immer, kommt also nur in Frage, wenn ein weiterer Kinderwunsch sicher ausgeschlossen werden kann. Eine Refertilisierung kann nicht dafür garantieren, die Zeugungsfähigkeit wiederherzustellen.

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